| Hören statt lesen: | ||
Tief im Inneren wissen wir, dass wir unser Schicksal auch mit der besten Strategie, dem besten Plan und der effizientesten Umsetzung nie voll kontrollieren können. Wir ahnen, dass es unerklärliche gute und für uns weniger gute Kräfte gibt, die unser Leben bestimmen, und dass unsere rationalen Fähigkeiten nie ganz ausreichen werden, um unser Schicksal zu steuern oder auch nur zu erklären.
Das hat den Menschen zu allen Zeiten Angst gemacht, und sie haben immer versucht, clevere Tricks und Strategien zu finden, um mit diesem Konstruktionsfehler unserer Existenz fertig zu werden. Sie haben seltsame Rituale und Wissenschaften erfunden, um sich die Gnade ihrer Götter zu sichern, oder um das Unvorhersehbare vorhersehbar zu machen. Sie haben ihre Lämmer und Rinder geopfert, sich kasteit, auf alle weltlichen Güter verzichtet, oder sie haben versucht, den Einfluss der Sterne auf ihr Leben zu ergründen, um das Schicksal kontrollierbar zu machen.
Im Christentum haben wir dann gelernt, an Gott als unseren liebenden Vater zu glauben und als den Schöpfer, der es gut mit uns meint und seine Schöpfung bewahrt und vollendet, indem Er uns beschützt und für uns sorgt:
Wir sollten ab jetzt hohle heidnische Tricks durch Glauben, Vertrauen und Liebe ersetzen. Man lehrte uns, dass wir den dringend benötigten Seelenfrieden allein dadurch erreichen können, dass wir gläubig darum bitten und dafür meditieren. Es mussten keine unschuldigen Tiere mehr dafür geopfert werden, und normale Menschen brauchten auch nicht mehr auf alle weltlichen Güter zu verzichten, um die göttliche Gnade zu finden.
Wir lernten, dass wir keinen Kuhhandel mit unserem Gott machen können und dass Er nur gläubige Hinwendung für Sein Wohlwollen erwartet. Außerdem lernten wir, dass das richtige “Sein” viel wichtiger ist als das unersättliche “Haben”.
In neuerer Zeit, als die Kraft unserer Religion langsam nachließ, ersetzten wir “Gott” gern durch ein abstraktes “Universum”, das man mit dem richtigen Training dazu zwingen kann, uns, sozusagen auf Knopfdruck, alle möglichen praktischen Vorteile zu verschaffen – vom freien Parkplatz bis hin zum Jackpot im Lotto.
Für meinen Geschmack ist diese Vorstellung zu unpersönlich und zu kalt, und der Schwachpunkt bei diesem neuen Geheimnis (“The Secret”) ist, dass es den Seelenfrieden wieder mehr im rein materiellen “Haben” statt im richtigen “Sein” sucht. Die Anbetung des Goldenen Kalbs, die schon Moses geärgert hat, ist uns Menschen offenbar nie ganz auszutreiben.
Was fangen wir jetzt mit all diesem Wissen an, und wie bekommen wir die göttliche Unterstützung, die wir schließlich so dringend brauchen?
Meine Idealvorstellung wäre, dass wir zu den Wurzeln unserer Kultur zurückkehren und über den Seelenzustand und die angemessenen Lebensumstände, die zu uns passen, täglich meditieren. Im alten Sprachgebrauch hieß das einfach “Beten”. Wie auch immer man dieses mentale Training nennen will: Es hat die Kraft, unseren Geist auf Vertrauen, Liebe, Inspiration und inneren Reichtum zu programmieren. Es arbeitet zudem als selbsterfüllende Prophezeihung, die manchmal wahre Wunder wirkt, die der wissenschaftliche Verstand noch nicht erklären kann. Damit bekommen Sie, wenn es gerade sein muss, und wenn Ihnen sonst nichts Wichtigeres einfällt, sogar einen freien Parkplatz.
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